Die Macht der Worte: Welche Wirkung ein großer aktiver Wortschatz hat

Bild mit untergehender Sonne
Den Sonnenuntergang sprachlich nachmalen - mit einem lebendigen Wortschatz gelingt nicht nur das.

Wie sagte schon der große Dichter Johann Wolfgang von Goethe: "Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen." Dieses Zitat unterstreicht die Bedeutung der Sprache und insbesondere des Wortschatzes für unser Verständnis der Welt.

 

Der oder die durchschnittliche Deutsche nutzt aktiv etwa 12.000 bis 16.000 Wörter. Geschätzt könnte die deutsche Sprache zwischen 300000 und 500000 Wörter haben. Der Duden in gedruckter Form zählt etwa 148000 Einträge. Unser Zitatgeber Goethe soll etwa 90000 Wörter aktiv in seinem Wortschatz geführt haben. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum sollten wir uns bemühen, diesen individuellen Schatz zu erweitern? Die Antwort liegt in der Macht der Sprache selbst.

 

Ein größerer aktiver Wortschatz ermöglicht es uns, unsere Gedanken und Gefühle präziser auszudrücken. Stellen Sie sich vor, Sie möchten die Schönheit eines Sonnenuntergangs beschreiben. Mit einem alltäglichen Wortschatz könnten Sie sagen: "Der Himmel ist rot und schön." Mit einem hoch lebendigen Wortschatz könnten Sie sagen: "Der Himmel brennt in leuchtenden Orangetönen, die sich in ein tiefes Purpur verwandeln, während die Sonne langsam am Horizont versinkt." Der Unterschied liegt in der Detailgenauigkeit und der emotionalen Tiefe, die durch den erweiterten Wortschatz erreicht wird.

 

Darüber hinaus fördert ein umfangreicher Wortschatz kritisches Denken und Analysefähigkeiten. Durch die Kenntnis verschiedener Begriffe können wir feine Unterschiede in Bedeutungen erkennen und so Informationen auf einer tieferen Ebene analysieren. Zum Beispiel sind "freundlich" und "herzlich" Synonyme. Dennoch steht hinter "herzlich" ein anderes Bild mit einer stärkeren emotionalen Komponente.

 

Aus philosophischer Sicht kann ein großer aktiver Wortschatz als ein Mittel zur Erweiterung des Bewusstseins und der Selbsterkenntnis betrachtet werden. Der berühmte Philosoph Ludwig Wittgenstein sagte einmal: "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." Dieses Zitat unterstreicht die Bedeutung des Wortschatzes für unser Verständnis der Welt und uns selbst.

 

Ein umfangreicher Wortschatz ermöglicht es uns, eine Vielzahl von Konzepten, Ideen und Gefühlen zu erfassen und auszudrücken. Jedes neue Wort, das wir lernen, erweitert unsere Fähigkeit, die Welt zu verstehen und mit ihr zu interagieren. Es ermöglicht uns, feinere Unterschiede und Nuancen wahrzunehmen, was zu einem tieferen und reicheren Verständnis führt.

 

In Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung kann ein großer aktiver Wortschatz dazu beitragen, Selbstvertrauen und soziale Kompetenz zu stärken. Menschen, die in der Lage sind, ihre Gedanken und Gefühle präzise auszudrücken, können effektiver kommunizieren und Beziehungen aufbauen. Sie können auch besser mit Herausforderungen umgehen, da sie in der Lage sind, Probleme klar zu definieren und Lösungen zu formulieren.

 

Darüber hinaus kann das Erlernen neuer Wörter eine Form des intellektuellen Wachstums sein. Es erfordert Neugierde, Offenheit für neue Ideen und die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzubilden. Diese Eigenschaften sind wichtige Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung und können zu einem erfüllteren und erfolgreichen Leben beitragen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein großer aktiver Wortschatz uns hilft, uns präziser auszudrücken, komplexe Informationen zu verstehen und kritisch zu denken. Es ist ein Werkzeug, das uns ermöglicht, tiefer in die Welt der Ideen einzutauchen und unsere Gedanken und Gefühle auf eine reiche und nuancierte Weise zu kommunizieren. Gleichzeitig ist es auch ein Mittel zur Erweiterung des Bewusstseins, zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und zur Verbesserung der Lebensqualität.

 

Wir haben eine kleine Liste von Beispielen erstellt, die mit unterschiedlichen Begriffen arbeitet. Der Gewinn durch das Finden der passenden Formulierung liegt auf der Hand: Klarheit.

 

Statt "Ich bin müde" könnte auch: "Ich bin erschöpft" passen. Das „erschöpft“ zeigt eindeutig, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Statt "Das ist schwer" könnte der Satz lauten: "Das ist anspruchsvoll". Und schon tauchen all die Ansprüche zum Lösen der Aufgabe vor den Augen auf. Statt "Ich bin traurig" könnte: "Ich fühle mich betrübt" stimmig sein. Hier ist das Bild eindeutig. Eine Trübung fordert ja geradezu eine Klärung.

 

Die gewonnene Klarheit fördert bildhaft das Aufnehmen der Spur zur Lösung der jeweiligen Situation. Wie Goethe schon sagte: "Worte sind die mächtigsten Drogen, welche die Menschheit benutzt." Lassen Sie uns also diesen Schatz erweitern und die Macht der Worte voll ausschöpfen.

 

Hören Sie dazu auch die passende Podcast-Episode: