Wenn unser Alltag zu laut wird

Kennen Sie das auch? Kaum wach, schon vibriert das Handy. E-Mails, WhatsApp-Nachrichten, die ewig neue Push-Meldung aus der Nachrichten-App. Schon am Frühstückstisch läuft ein Podcast, während ein Blick in die sozialen Netzwerke für die nächste Welle an Eindrücken sorgt. Und dabei wird draußen gerade mal der Kaffee warm. Willkommen im Zeitalter der Reizüberflutung!

 

Unser Alltag ist heutzutage voller Informationen, Updates, News und Fake-News, die gleichzeitig auf uns einprasseln. Was im ersten Moment aufregend oder vielleicht interessant wirkt, kann schnell zu viel werden. Doch was ist Reizüberflutung eigentlich und was macht sie mit unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele?

Was ist Reizüberflutung?

Reizüberflutung bedeutet, dass unser Gehirn mehr Reize verarbeiten muss, als es eigentlich kann. Die eingehende Datenmenge können wir dann nicht mehr richtig sortieren und gewichten. Vor allem weil unser Hirn nicht nur mit Einsen und Nullen hantiert. Je nach Erfahrungshintergrund muss das Hirn auch noch mit den aus dem neuen Datensatz hervorgegangenen Emotionen klarkommen. Die Folge: Wir fühlen uns gestresst, unkonzentriert, gereizt oder sogar überfordert.

 

Hirnforscher sprechen hierbei von „Overload“. Unser Gehirn ist ein faszinierendes Organ. Es ist für kurzfristige, gezielte Aufmerksamkeit gebaut und nicht zur Dauerbeschallung, die uns heute umgibt. Ist das Arbeitsgedächtnis überlastet, werden Informationen nicht mehr sinnvoll verarbeitet. Wichtiges geht manchmal unter und noch schlimmer, Unwichtiges gerät mit der völlig falschen Priorität in den Vordergrund.

Ist die Reizüberflutung heute schlimmer als früher?

Die Antwort der Wissenschaft lautet eindeutig ja. Noch nie waren wir solch einer Flut an Informationen, Nachrichten und Sinneseindrücken ausgesetzt wie heute. Bereits 2009 schätzten Forscher, dass jeder Mensch täglich etwa 34 Gigabyte an Informationen konsumiert. Im Vergleich wäre das so, als würden wir jeden Tag Tausende Bücher lesen.

 

Digitale Medien haben die Reizdichte weiter auf die Spitze getrieben. Ein Video bekommt einen weiteren Trailer als Werbung vorangestellt. Übrigens nicht ganz zufällig ist die Zeit bis zum Überspringen der Werbung bei etwa 10 Sekunden. Das entspricht in etwa der Aufmerksamkeitsspanne, die der Microsoft Attention Spans Research Report im Jahr 2015 aufzeigte. Fachleute tauften das Phänomen in den 1970er Jahren „Infobesity“.

Auswirkungen auf Beziehungen: Nähe trotz Netz?

Die ständige Reizüberflutung verändert auch, wie wir miteinander umgehen. Wer im Dauerstress steht, hat weniger Kraft für echte, stabile Partnerschaften. Studien zeigen: Intensive, persönliche Gespräche werden seltener, die Zeit miteinander verkümmert zum Nebenbei-Chat, während parallel aufs Handy geschielt wird. Missverständnisse und Konflikte nehmen zu. Psychologen sprechen hier von „Alone Together“. Das heißt so viel wie äußerlich verbunden und innerlich allein.

 

Ein Punkt, der uns im Kommunikationstraining immer wieder begegnet, lässt aufhorchen: die Empathiefähigkeit lässt nach. Wer selbst ständig „im roten Bereich“ fährt, hat wenig Kapazität, sich in andere hineinzuversetzen. Das kann Freundschaften, Partnerschaften und auch das Familienleben spürbar belasten.

Was macht Reizüberflutung mit Körper, Geist und Seele?

Körperlich reagiert unser System mit Stress. Geistig fällt es uns schwer, uns zu konzentrieren. Multitasking macht nicht produktiver, sondern schadet unserem Gedächtnis und bremst unsere Kreativität. Der „Overload“ sorgt für richtig Chaos im Kopf. Seelisch entsteht durch anhaltende Überforderung das Risiko für die Anlage neuer Ängste. Die Welt scheint lauter, schneller, unübersichtlicher und damit bedrohlicher. Viele berichten von innerer Unruhe bis hin zum Gefühl, „wie ferngesteuert“ zu funktionieren.

 

Große Studien, etwa vom Max-Planck-Institut, zeigen, dass dauerhafte Informationsüberflutung uns schlechter schlafen lässt und zudem die emotionale Anspannung erhöht. Da ist es kein Wunder, dass die WHO einen deutlichen Anstieg stressbedingter Erkrankungen verzeichnet.

Gibt es Auswege? Wie wir unseren Kompass im Informationssturm finden

Die gute Nachricht: Wir sind den Reizen nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt Wege, unseren inneren Kompass neu auszurichten und Inseln der Ruhe zu schaffen und unsere aktuelle Podcastfolge liefert dazu viele frische Impulse!

 

Ein paar Ideen, wie wir damit umgehen können:

 

  • Bewusste Pausen wie ein Digital Detox
  • Gedankenhygiene durch Ausfiltern der Nachrichten, die dich wirklich weiterbringen. Nicht jede Information ist wichtig!
  • Eine klare Vision, die weiß, was wirklich wichtig ist. So können wir irrelevantem Lärm leichter widerstehen.

Reizüberflutung ist ein Zeichen unserer Zeit. Sehen wir es als eine Einladung, das eigene Verhalten bewusst zu reflektieren und Prioritäten neu zu setzen. Mit Achtsamkeit, klaren Werten und etwas Übung können wir lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und deine Lebensenergie auf das zu richten, was uns wirklich gut tut. 

 

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